Jonas Höschl ist ein politisch gelesener Konzeptkünstler und Fotograf.
Zuletzt erhielt er für sein künstlerisches Werk, welches die Medien Druckgrafik, Sound, Video und Installation umfasst, unteranderem den Bayerischen Kunstförderpreis für Bildende Kunst, sowie den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz für Druckgrafik. Er ist Teil des Künstler*innenkollektivs "Tannhäuser Kreis".
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80 Portraits: 73 Männer, 7 Frauen
202380 Portraits: 73 Männer, 7 Frauen, besteht aus einem Diaprojektor – ein Gerät, das an nostalgische Familienabende mit Urlaubsbildern denken lässt. Hier allerdings laufen Schwarz-Weiß-Bilder durch, die Menschen im immer gleichen Hochformat zeigen. Manche davon nehmen bedrohliche Posen ein, und dabei sind die Gesichter unkenntlich gemacht. Die Zeichen, die diese Figuren am Körper tragen, ihre Tätowierungen, T-Shirts und Trachten verraten ihre Zugehörigkeit zu rechtsextremen Gruppen. Höschl hat diese Bilder online in antifaschistischen Recherchenetzwerken gesammelt, wo sie einem klaren Zweck dienen: die Neonaziszene zu kartografieren, ihre Protagonist*innen zu dokumentieren und Aktivist*innen vor möglichen Angriffen zu warnen. In der jetzigen Konfiguration sind sie ihrem Kontext und ihrer Funktion enthoben. Sie erinnern an das Medium Fotografie selbst: normalerweise sind die Fotograf*innen dieser Porträts weit von Fotografierten entfernt, und nur selten wird der Blick erwidert. – Philipp Hindahl
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Gropiusstadt – Ist alles Kacke hier!
2021Am 7. November 1962 legte der damalige Regierende Bürgermeister Willy Brandt im Beisein von Walter Gropius feierlich den Grundstein für den ersten Bauabschnitt der Großwohnsiedlung "Berlin-Gropiusstadt". Knapp 30 Jahre später erschien die Dokumentation "Gropiusstadt – Ist alles Kacke hier!" (1990) von Eberhard Weißbart, welche Bandenkriege in der Trabantenstadt thematisiert. In einem ähnlichen zeitlichen Abstand reagiert nun der Künstler Jonas Höschl mit einer Soundarbeit auf die Dokumentation, die ihm hierfür als Grundlage dient. In Zusammenarbeit mit der Hörfilmautorin Petra Schielke und dem Sprecher Christian Bergmann entstand mit Mitteln der Audiodeskription ein von Narration befreites Klanggerüst, aus Beschreibungen von Protagonist*innen und Schauplätzen des Kurzfilms, welches das Bildmaterial selbst befragt. Der Produzent Philipp Dittmar (Red On) reagiert darauf mit Tondokumenten aus dem Archiv des Museums Neukölln der 60er Jahren, die den Bauprozess und die Einweihung von Gropiusstadt begleiteten. Entstanden ist ein melodiöses Hörstück zwischen deutscher Beamt*innensprache, den subkulturellen Klängen von Berlin in der Wendezeit und zeitgenössischer, experimenteller Elektronik.
"It confronts the history and contemporary implications of Neukölln's Gropiusstadt, one of West Berlin's major urban development projects from the cold war era. Höschl's contribution is a counter-narratological soundstream consisting of two elements: audio descriptions created to represent the protagonists and locations of the documentary "Gropiusstadt - Ist alles Kacke hier!" (1990) by Eberhard Weißbarth, as well as materials retrieved from audio archives dating to the 1960s documenting the building process and the inauguration of Gropiusstadt.", Mohammad Salemy
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Fade Away Medley
2021"Die Zeit entschwindet und hinterlässt Erinnerungen – an Menschen, Momente, Melodien. "Fade Away Medley" nennt Jonas Höschl seine Arbeit, die in den Gedanken und Gefühlen einer Generation schwelgt. Getragen vom Soundtrack seiner Jugend erzählt Jonas Höschl im Fotobuch von Szenen des Ausschweifens und Aufbegehrens, aber auch des Innehaltens und Aufschauens. Der hedonistische Drang nach Verschwendung und Übersteigerung wird auf den ganzseitigen Fotografien spürbar, die einander gegenübergestellt und in direkter Abfolge in inhaltliche wie auch formale Bilddialoge treten. Der verklärende Blick auf vergangene Tage wird gebrochen durch ernüchternde Aufnahmen konservativ geprägter Lebensentwürfe und Weltanschauungen. Die beklemmende Konformität geht mit der Sehnsucht nach Entgrenzung einher, die Jonas Höschl in seinen Fotografien auch selbst verkörpert. Er stellt sich der Dialektik seiner Bildmilieus, um diese zu überwinden.", Carina Essl (LEONARDO – Zentrum für Kreativität und Innovation)
A: Fade Away Medley 1 (11:09 min)
B: Fade Away Medley 2 (16:47 min)LP Fade Away Medley
Artist: Jonas Höschl, Fotografie: Jonas Höschl,
Composer: Tydings McClary, Mastering: Emanuel Geller,
Presswerk: MATTER OF FACT,
Design: Michael Seibert (unfun)Das Fotobuch Fade Away Medley kann hier bestellt werden.
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09. September 2015, Röszke
2021"Er rückt seine eigene Ohnmacht in den Fokus und thematisiert dabei die journalistische Routiniertheit der Nachrichtenagenturen und Redaktionen in unserer digitalisierten Welt. Die Arbeit wurde von der Alexander Tutsek-Stiftung und dem Kulturamt der Stadt München gefördert.", Kunstverein Baden (OE)
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Tränen schützen nicht vor Mord
2022"Jonas Höschl nimmt auf die Olympiade 1972 Bezug. Der (...) Künstler (...) setzt sich in verschiedenen Medien mit den als "heiter" intendierten Spielen auseinander, die mit der Geiselnahme der israelischen Sportler und einem Blutbad mit elf ermordeten Geiseln, einem toten Polizisten und fünf toten Entführern endete.", aus dem Artikel "Bayerische Kunstförderpreise 2021" von Roberta De Righi in der Abendzeitung München vom 04. Februar 2022
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in situ
2023Die internationale Gruppenausstellung ‹in situ› zeigt zeitgenössische Kunst, die sich mit den Verbrechen der NS-Diktatur auseinandersetzt. Die teilnehmenden Künstler*innen untersuchen, wie Erinnerungsarbeit heute geleistet werden kann. Sie bedienen sich dazu verschiedener Medien, die vielfältige Bezüge zwischen Vergangenheit und Jetztzeit herzustellen vermögen. Wie wichtig die Erinnerung an die Gleichschaltung, die Bücherverbrennung und die Shoa ist und bleibt, zeigte sich in jüngerer Zeit an dem Antisemitismus-Skandal um die Documenta (2022), sowie den Anschlägen in Halle (2019) und in Hanau (2020). ‹in situ› vertraut auf die Kraft der Kunst, Geschichte zu aktualisieren und damit nachwachsenden Generationen zugänglich zu machen.
Künstler*innen:
Soso Dumbadze
Talya Feldman
Abie Franklin
Bastian Gehbauer
Jonas Höschl
Kollektiv Schandwache
Leon Kahane
Maria Margolina
Kai Altheim
‹in situ› wird von Miriam Schmidt, Kai Altheim und Jonas Höschl kuratiert. -
Europe is lost
2019"Europe is lost (...) hinterlässt ein beklemmendes Gefühl. Auf einem Foto ist ein Mann zu sehen, dessen Gesicht komplett vermummt ist, ein anderer trägt eine dunkle Sonnenbrille und raucht.", aus dem Artikel "Nie wieder!" von Amelie Völker in der Süddeutschen Zeitung vom 05. Juli 2020
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There's history all around us
2022"Jonas Höschl nimmt auf die Olympiade 1972 Bezug. Der (...) Künstler (...) setzt sich in verschiedenen Medien mit den als "heiter" intendierten Spielen auseinander, die mit der Geiselnahme der israelischen Sportler und einem Blutbad mit elf ermordeten Geiseln, einem toten Polizisten und fünf toten Entführern endete.
Der Künstler verweist (...) auf Leni Riefenstahl, die das "Fest der Völker" 1936 unterm Hakenkreuz in Berlin filmisch heroisierte. Höschl macht aus Versatzstücken Anti-Propaganda.", aus dem Artikel "Bayerische Kunstförderpreise 2021" von Roberta De Righi in der Abendzeitung München vom 04. Februar 2022
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TW: Europe
2023TW: Europe besteht aus einer schmutzigen Fußmatte, die zuerst in der gleichnamigen Ausstellung im EIGEN + ART Lab gezeigt wurde. TW steht für trigger warning, und Besucher*innen der Ausstellungen mussten über die Matte mit dem Piktogramm für Inhaltswarnungen in den Ausstellungsraum gehen. Betreten auf eigene Gefahr. – Philipp Hindahl